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#guitarplayer

Guitar-Nerds

Was oder besser Wer ist denn das?

In einem Beitrag las ich folgenden Passus: Gitarren „… in Handarbeit hergestellt werden, sind langsam im Bewusstsein der Guitar-Nerd-Gemeinde angekommen. Ihnen eilt der Ruf voraus, besonders leicht tragbar, auf hohem Niveau gefertigt und dennoch bezahlbar zu sein. ….“

Ein wenig hat mich der Begriff „Guitar-Nerd-Gemeinde“ schon überrascht, denn ich habe ihn zuvor nie gelesen oder gehört und immer das Wort "Nerd" als ein negativ besetzt und in ganz anderem Kontext verortet. Zum Beispiel in der Welt der Gamer oder der Computer-Fachleute, die von ihrem Metier geradezu besessen sind und nahezu autistisch in einer Fachblase zu leben scheinen. Doch ist es nach näherem Hinsehen in der Tat wahrscheinlich, dass auch in mir ein Nerd schlummert, der sich allerdings und wie viele andere zu Gitarren hingezogen fühlt. Ich habe mich auf die Suche gemacht und über „Nerds“ das zusammengetragen, was nach der folgenden Definition auch mich als Gitarren-Nerd entlarvt.


Definition

Ein "Nerd" ist ein Begriff, der ursprünglich als Bezeichnung für Menschen verwendet wird, die sich intensiv und leidenschaftlich mit einem speziellen Interessensgebiet beschäftigen – oft in den Bereichen Technik, Wissenschaft, Computer, Gaming oder Popkultur. Der Begriff wurde früher manchmal abwertend gebraucht, hat aber heute oft eine positive oder sogar bewundernde Konnotation. Der Begriff "Nerd" steht laut Onlinelexikon Wikipedia für Langweiler, Sonderling, Streber, Außenseiter. Für Menschen also, die sich so sehr auf eine Sache konzentrieren, dass sie die Welt um sich herum vergessen."

Merkmale eines Nerds:

  1. Leidenschaft für ein Thema: Nerds vertiefen sich intensiv in ihr Hobby oder Fachgebiet, oft mit einem beeindruckenden Fachwissen.
  2. Technikaffinität: Viele Nerds begeistern sich für Technologie, Programmierung oder Elektronik.
  3. Kreativität: Nerds erfinden, bauen oder entwickeln oft neue Dinge in ihrem Interessensbereich.
  4. Sozialer Kontext: Nerds werden oft mit einer Community assoziiert, sei es eine Fangemeinde für ein bestimmtes Thema oder ein Freundeskreis, der dieselben Interessen teilt.


Beispiele für Nerd-Interessen:

            • Technik: Programmierung, Hardware, Robotik
            • Popkultur: Science-Fiction, Fantasy, Anime, Superhelden
            • Gaming: Videospiele, Brettspiele, E-Sports
            • Wissenschaft: Astronomie, Mathematik, Physik

Heutzutage gibt es den Begriff Nerd auch in diversen positiven Zusammenhängen, z. B. "Food-Nerd" (jemand, der sich leidenschaftlich mit Essen beschäftigt) oder "Fitness-Nerd" (jemand, der alles über Training und Ernährung wissen möchte). Es ist also cool geworden, ein Nerd zu sein!


Ah ja, die Gitarren-Nerds!

Das sind oft leidenschaftliche Musiker, Sammler oder Technik-Enthusiasten, die sich in die tiefsten Details rund um Gitarren, ihre Geschichte, Bauweise und Klangwelt vertiefen. Hier ein kleiner Überblick:

Merkmale eines Gitarren-Nerds:

  1. Technisches Know-how
              • Kennt sich mit Tonhölzern (z. B. Mahagoni, Ahorn, Palisander) und deren Klangeigenschaften aus.
              • Kann dir erklären, warum ein bestimmter Pickup besser für Blues und ein anderer für Metal geeignet ist.
              • Beschäftigt sich mit Customizing: Pickups wechseln, Halseinstellungen vornehmen oder Gitarren umlackieren.
  2. Sammlerleidenschaft
              • Hat eine Sammlung von Vintage-Gitarren, z. B. Fender Stratocaster aus den 60ern oder Gibson Les Paul aus den 50ern.
              • Besitzt seltene Modelle oder Nachbauten berühmter Gitarren (z. B. Eric Claptons "Blackie" oder Brian Mays Red Special).
  3. Effektpedale und Verstärker-Nerds
              • Testen endlos verschiedene Pedale, um den „perfekten Sound“ zu finden.
              • Experimentieren mit Röhrenverstärkern oder Modelling-Amps und diskutieren stundenlang, wie ein Vox AC30 im Vergleich zu einem Fender Deluxe klingt.
  4. Spieltechnik-Fanatiker
              • Analysieren Spielstile von Gitarren-Ikonen wie Jimi Hendrix, Eddie Van Halen, David Gilmour oder Tommy Emmanuel.
              • Perfektionieren komplexe Techniken wie Fingerpicking, Sweep Picking oder Tapping.
  5. DIY-Gitarrenbau
              • Manche Gitarren-Nerds bauen ihre Instrumente selbst oder modifizieren bestehende Gitarren komplett. Sie schleifen Hälse, wechseln Mechaniken oder gestalten eigene Designs.

 

Beispiel-Nerds

Hier nun eine kurze Liste von berühmten Gitarren-Nerds, die nicht nur großartige Musiker sind, sondern auch tief in die Technik und das Handwerk ihrer Instrumente eintauchen. Diese Leute haben den Begriff „Gitarren-Nerd“ quasi perfektioniert:

  1. Brian May (Queen)
            • Warum ein Gitarren-Nerd?
              Brian May hat seine legendäre „Red Special“-Gitarre als Teenager zusammen mit seinem Vater gebaut – aus einem alten Kaminholzstück und Teilen einer Motorradfeder.
            • Besonderheiten:
              • Der einzigartige Sound der Red Special prägt viele Queen-Songs.
              • Nutzt eine Sixpence-Münze als Plektrum, um einen speziellen Attack zu erzielen.
              • Liebt es, an Verstärkern zu tüfteln, insbesondere an den Vox AC30-Amps.
  1. Eddie Van Halen
            • Warum ein Gitarren-Nerd?
              Eddie war ein Pionier in der Gitarrenmodifikation. Er baute seine berühmte „Frankenstrat“ aus Einzelteilen, weil er den Sound einer Gibson Les Paul mit dem Komfort einer Fender Strat kombinieren wollte.
            • Besonderheiten:
              • Entwickelte eigene Techniken wie das berühmte Tapping.
              • Veränderte seine Verstärker (z. B. „Hot-Rodding“), um mehr Gain und einen aggressiveren Ton zu erreichen.
              • War ständig auf der Suche nach Innovation, z. B. mit Floyd-Rose-Tremolosystemen.
  1. Tom Morello (Rage Against the Machine)
            • Warum ein Gitarren-Nerd?
              Tom ist bekannt dafür, aus seiner Gitarre völlig unkonventionelle Sounds herauszuholen, die an Synthesizer oder Turntables erinnern.
            • Besonderheiten:
              • Seine „Arm the Homeless“-Gitarre wurde mehrfach umgebaut, bis er zufrieden war.
              • Experimentiert exzessiv mit Effekten wie Wah, Delay und Pitch Shiftern.
              • Nutzt oft Techniken wie das Scratching der Saiten oder die Nutzung des Pickup-Schalters, um neue Klänge zu kreieren.
  1. Steve Vai
            • Warum ein Gitarren-Nerd?
              Steve Vai war nicht nur ein virtuoser Spieler, sondern auch ein Designer. Seine Zusammenarbeit mit Ibanez führte zur Entwicklung der JEM und später der siebensaitigen Universe-Gitarre.
            • Besonderheiten:
              • Erfindet ständig neue Spieltechniken und Klangfarben.
              • Nutzt ungewöhnliche Gitarren-Setups und detaillierte Effekt-Ketten.
              • Sein „Mirror Universe“-Gitarren-Design ist fast schon Kunst.
  1. Jack White (The White Stripes)
            • Warum ein Gitarren-Nerd?
              Jack liebt es, einfache und oft auch „billige“ Gitarren zu verwenden, um rohe, authentische Sounds zu erzeugen.
            • Besonderheiten:
              • Nutzt eine Airline Res-O-Glas-Gitarre (aus Kunststoff!) als Hauptinstrument.
              • Spielt oft mit unorthodoxen Effekten und Lo-Fi-Sounds.
              • Baut teilweise eigene Geräte, um spezielle Klänge zu erzeugen.
  1. David Gilmour (Pink Floyd)
            • Warum ein Gitarren-Nerd?
              Gilmour ist ein Meister des Klanges. Seine Soli sind legendär, nicht nur wegen der Melodien, sondern wegen der unglaublichen Kontrolle über seinen Sound.
            • Besonderheiten:
              • Seine „Black Strat“ ist eine der bekanntesten Gitarren der Welt, mehrfach modifiziert.
              • Nutzt kreative Kombinationen von Effekten, darunter Delay, Wah und Phaser, um epische Soundlandschaften zu schaffen.
              • War Vorreiter beim Einsatz von Effektgeräten wie dem Binson Echorec.
  1. Les Paul
            • Warum ein Gitarren-Nerd?
              Les Paul war nicht nur ein brillanter Musiker, sondern auch ein Innovator und Tüftler. Seine Experimente führten zur Entwicklung der legendären Gibson Les Paul.
            • Besonderheiten:
              • Entwickelte frühe Prototypen von Solidbody-Gitarren (z. B. „The Log“).
              • Spielte eine Schlüsselrolle in der Entwicklung von Mehrspuraufnahmen.
              • War besessen davon, den perfekten Klang zu erschaffen.

Das sind nur einige Namen, aber es gibt noch viele weitere, die in ihren eigenen Genres wahre Klangarchitekten sind. Das Nerd-Wesen von Gitarristen ist also genau der Kitt, der uns bei #GUITARAMPIRE mit all jenen verbindet, die wir hier gerne begrüßen würden. Ich glaube ja, dass WIKIPEDIA sich irrt, denn wir Gitarren-Nerds sind alles andere als "Langweiler, Sonderling, Streber oder Außenseiter".

 

Wir freuen uns auf Euch.

Jürgen Krewer